
Forum Mittelstand: Großes Interesse am Thema Cybersicherheit
„Das Format ist eine Institution, eine wertvolle Plattform für kleine und mittlere Unternehmen.“ Mit diesen Worten hat Kempens Bürgermeister Christoph Dellmans die inzwischen 14. „Forum Mittelstand“-Saison eingeläutet. Traditionell fand der Jahresauftakt der erfolgreichen WFG-Reihe im Technologie- und Gründerzentrum Niederrhein (TZN) in Kempen statt. Mehrere Dutzend Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft im Kreis Viersen waren der Einladung gefolgt, um Informationen und konkrete Ratschläge rund um das Thema Cybersicherheit zu bekommen.
Das Thema ist drängender und heikler denn je: „Die IT-Sicherheitslage in Deutschland ist historisch bedrohlich“, betonte Referentin Christine Skropke, Leiterin Public Affairs bei der secunet Security Networks AG und Vorstandsvorsitzende des Vereins eurobits. Anhand verschiedener aktueller Erhebungen (von Institutionen wie Bitkom und BSI) machte sie die Herausforderung auch und gerade für KMUs deutlich. Demnach hatten im vergangenen Jahr mehr als 80 Prozent der Unternehmen mit Diebstahl, Industriespionage oder Sabotage zu tun. Weitere 10 Prozent der Befragten vermuten zumindest solche Attacken. Angreifer wählen zunehmend den „Weg des geringsten Widerstands“ – Kleinstunternehmen ohne eigene IT sind besonders betroffen. Fast 310.000 neue Schadprogramm-Varianten – pro Tag, wohlgemerkt – und ein geschätzter Schaden von 178,6 Milliarden Euro im Jahr 2024 in Deutschland durch Cyberangriffe sind Zahlen, die aufschrecken.
Beindruckend war auch die Kurz-Präsentation von Mitreferent Sebastian Barchnicki, die weltweit operierende Hacker-Gruppen als hochprofessionell aufgestellte „Unternehmen“ zeigte – inklusive Vertrieb, Personalbereich und „Shopping-Systeme“ für Phishing-Kampagnen, illegal angeeignete Datensätze und ähnliches. Keine Firma sei zu jung, zu klein, zu unbedeutend oder zu unattraktiv, um angegriffen und ausgespäht bzw. erpresst zu werden, so Barchnicki, Sprecher der Geschäftsführung von Digital.Sicher.NRW.
Dabei ging es Christine Skropke und Sebastian Barchnicki, nicht darum, Ängste zu schüren oder gar eine fatalistische Haltung gegenüber einer übermächtig erscheinenden Bedrohung zu fördern. Vielmehr sollte der Abend ein Bewusstsein dafür schaffen, dass sich Unternehmen durchaus gegen die meist unsichtbaren Gefahren aus dem Netz wappnen können – und dass Cybersicherheit auch für KMU (und angesichts des Regulierungsdrucks durch EU-Vorgaben) „kein Hexenwerk“ ist.
An der anschließenden Diskussion und Fragerunde mit dem Publikum nahm auch Prof. Dr. Jürgen Quade vom Fachbereich Elektrotechnik der Hochschule Niederrhein vom Podium aus teil. Hierbei kristallisierte sich vor allem ein Ratschlag für das unmittelbare Handeln heraus: Unternehmen sollten zunächst feststellen, wo sie überall angreifbar sind (etwa durch Drucker, Webseiten, Smartphones, Kartenleseterminals etc.) und auf dieser Grundlage entsprechende Notfallpläne erarbeiten. Die Experten empfahlen zudem, sowohl professionelle Unterstützung durch örtliche IT-Dienstleister als auch kostenfreie Angebote wie die von Digital.Sicher.NRW in Anspruch zu nehmen.
In diesem Zusammenhang hob WFG-Geschäftsführer und Gastgeber Dr. Thomas Jablonski die Rolle der Kreis-Wirtschaftsförderung hervor: „Unser Team berät zwar nicht direkt zum Thema Cybersicherheit. Aber wir können aufgrund unseres starken Netzwerks schnell und unbürokratisch vermitteln, unter anderem zu Hochschulen, Netzwerken und zu Förderprogrammen.“
Die nächste Veranstaltung der Reihe „Forum Mittelstand Niederrhein“ befasst sich am 6. Mai, 18 Uhr, im Bürgersaal im Rathaus Schwalmtal mit „Circular Economy: Viel mehr als Recycling“.