Das Herz der Kerze
Wedo in Nettetal ist europäischer Marktführer bei der Produktion von Dochten. Mit Unterstützung der WFG Kreis Viersen erhält man jetzt öffentliche Fördermittel für die Digitalisierung.
Ohne Docht brennt auch die schönste Kerze nicht. Und die besten Dochte kommen aus Nettetal: Auf einem Markt mit knallharter Konkurrenz ist die Westdeutsche Dochtfabrik (Wedo) europäischer Marktführer bei der Produktion von Dochten. In über 100 Länder wird geliefert. Damit das so bleibt, arbeitet das Kaldenkirchener Unternehmen in Zusammenarbeit mit der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) Kreis Viersen an einer weiteren Digitalisierung der Produktionsabläufe und erhält dafür jetzt Landeszuschüsse.
Rund 120 Mitarbeiter von der Hilfskraft bis zum Textil-Ingenieur beschäftigt Wedo in Nettetal. Hinzu kommt noch ein kleineres Werk in Polen. Gearbeitet wird in zwei Schichten, die Maschinen laufen fast das ganze Jahr. Milliarden von Kerzen in aller Welt werden pro Jahr mit den Dochten vom Niederrhein ausgerüstet – vom Teelicht über Grablichte bis zu Stumpenkerzen. „Über 500 Dochtvarianten gibt es“, sagt Geschäftsführer Helmut Gutberlet. Meist sind die Dochte aus Baumwolle. Die muss geflochten und veredelt, etwa auf unterschiedliche Wachse in der Kerze abgestimmt werden. Und vor allem muss der Docht so bearbeitet werden, dass er sich nur an der Spitze beim Abbrennen kürzt und keine Rückstände hinterlässt.
Wedo gilt als Innovationsvorreiter der Branche, unterhält ein eigenes Versuchslabor, arbeitet etwa mit der Textilfaserforschung und der Hochschule Weihenstephan zusammen. Gerade erst war das Unternehmen auf dem 6. Weltkerzenkongress in Barcelona gefragter Ansprechpartner. Nun folge der nächste Schritt, nachdem die Prozesse im Unternehmen weitgehend automatisiert seien, sagt Gutberlet. Um die Position als Marktführer zu behaupten, müsse man auf dem hart umkämpften Markt stärker in die Digitalisierung einsteigen.
Dazu hat man sich der Unterstützung durch die WFG bedient. Mit dem Fördermittelexperten Armin Möller wurden die Möglichkeiten einer öffentlichen Förderung ausgelotet. Beantragt wurden schließlich Digitalisierungsgutscheine: Im ersten Schritt für eine Bestandsaufnahme und im zweiten Schritt für eine entsprechende Umsetzung. Für beide Digitalisierungsgutscheine erhielt Wedo jetzt die entsprechenden Zuwendungsbescheide vom Projektträger, dem Forschungszentrum Jülich. Volumen: insgesamt bis zu 25.000 Euro. „Diese Förderung hilft uns, in die Digitalisierung aller Geschäftsprozesse einzusteigen vom Einkauf über die Produktion bis zur Qualitätssicherung“, sagt Helmut Gutberlet: „Dabei hat uns die WFG Kreis Viersen ganz entscheidend unterstützt. Das ist Wirtschaftsförderung im besten Sinne.“