Infrarotheizungen im Hybridsystem: Prüfen der Wirtschaftlichkeit
Eine zentrale Frage für Immobilienbesitzer und Investoren ist, ob sich die Anschaffung einer Infrarotheizung als Ergänzung zur konventionellen Heizung langfristig wirtschaftlich lohnt. In dieser Wirtschaftlichkeitsbetrachtung wurde untersucht, ob in den Szenarien eine tatsächliche Einsparung erzielt werden kann.
Die Grundlagen
Um die Wirtschaftlichkeit eines zusätzlichen Heizsystems wie der Infrarotheizung zu beurteilen, sind zwei Fragen entscheidend: Wie viel Energie und Kosten kann ich mit diesem System einsparen und welche zusätzlichen Kosten entstehen durch die Installation?
In einem Hybridsystem, in dem Infrarot- und Gasheizung zusammenarbeiten, kann die Hauptheizung (in diesem Fall die Gasheizung) auf niedrigere Raumtemperaturen eingestellt werden, da die Infrarotheizung gezielt und schnell Wärme liefert, wenn sie benötigt wird. Dadurch wird weniger Gas verbraucht, was theoretisch die Heizkosten senken könnte. Gleichzeitig verursacht die Infrarotheizung jedoch zusätzliche Stromkosten, so dass die Strom- und Gaspreise und deren mögliche Schwankungen entscheidend für die Wirtschaftlichkeit sind.
Die Wirtschaftlichkeitsberechnung basiert auf Faktoren wie den Anschaffungskosten und den laufenden Betriebskosten, also dem Preis für den Strom, den die Infrarotheizung verbraucht, und dem Erdgaspreis für die Gasheizung. Die Strom- und Gaspreise können jährlich steigen, was bei der Bewertung berücksichtigt wird. Ein weiterer entscheidender Punkt ist die Lebensdauer der Heizung und eventuelle Wartungskosten: Je länger die Anlage ohne teure Reparaturen funktioniert, desto mehr spart man am Ende.
Die Kurzfassung
Trotz der Einsparpotenziale beim Erdgasverbrauch bleibt das Gesamtergebnis der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung negativ. Der Stromverbrauch der Infrarotheizung verursacht höhere Kosten als die Einsparungen beim Gasverbrauch. Die Berechnung zeigt daher, dass die Investition in keinem der untersuchten Szenarien wirtschaftlich vorteilhaft ist. Der Einsatz lohnt sich also nur, wenn weitere Vorteile wie eine erweiterte Nutzung genutzt werden oder das Heizsystem an sich unzureichend ist.
Vorgehen zur Berechnung
Die Berechnung erfolgt auf Basis von Kapitalwerten, die zukünftige Einnahmen und Ausgaben diskontieren, um eine präzise Bewertung der Wirtschaftlichkeit zu ermöglichen.
Anschaffungskosten und Installationsaufwand
Die Anschaffungskosten der Infrarotheizstrahler stellen eine einmalige Investition dar, die in der anfänglichen Wirtschaftlichkeitsberechnung berücksichtigt wird. In allen betrachteten Szenarien belaufen sich die Kosten für eine Infrarotheizung auf ca. 935,24 € netto. Zusätzlich zu den Anschaffungskosten fallen jedoch Installationskosten an, die von der Gebäudestruktur und dem Installationsaufwand abhängen. Da Infrarotheizungen an strategisch günstigen Stellen installiert werden müssen, können je nach Szenario zusätzliche Kosten für eine optimierte Installation anfallen, wie z.B. Wandverstärkungen oder spezielle elektrische Anschlüsse.
Neben den anfänglichen Anschaffungskosten sind auch langfristige Ersatz- und Wartungskosten zu berücksichtigen. Beispielsweise müssen die Heizrohre von Infrarotheizungen nach einigen Jahren ausgetauscht werden, um die Heizleistung konstant zu halten. Da der regelmäßige Austausch und eventuelle Wartungsmaßnahmen mit zusätzlichen Kosten verbunden sind, beeinflussen diese Posten die langfristige Wirtschaftlichkeit des Systems.
Betriebskosten: Energiepreise und kalkulatorische Annahmen
Die Betriebskosten der Infrarotheizung bestehen hauptsächlich aus den Stromkosten. Diese Kosten sind abhängig vom Stromverbrauch der Heizung und den aktuellen Strompreisen. Die Berechnung basiert auf einem durchschnittlichen Strompreis von 21,81 ct/kWh und einem Erdgaspreis von 8,30 ct/kWh, was den Preisen des Jahres 2023 entspricht. Da die Energiepreise erfahrungsgemäß steigen, wurden zusätzliche Annahmen zur Preisentwicklung getroffen:
- Strompreissteigerung: Die jährliche Preissteigerung für Strom wird mit 2 % veranschlagt. Dieser Wert basiert auf historischen Daten und berücksichtigt die Energiewende und den zunehmenden Anteil erneuerbarer Energien.
- Gaspreissteigerung: Für Erdgas wurde eine höhere Preissteigerungsrate von 4 % angenommen, was die höhere Preissensibilität von fossilen Energieträgern reflektiert und politische Entwicklungen sowie langfristige Verknappung in Betracht zieht.
Um die langfristige Rentabilität der Investition realistisch einschätzen zu können, wird ein Kalkulationszinssatz von 3,5 % verwendet, der den gängigen Kapitalmarktzinsen für Eigenkapitalfinanzierungen entspricht. Mit diesem Zinssatz werden die zukünftigen Zahlungsströme (also Ein- und Auszahlungen) auf ihren heutigen Wert abgezinst. Damit kann die Wirtschaftlichkeit des Hybridsystems im Vergleich zu anderen Investitionen ermittelt werden.
Kapitalwertberechnung: Diskontierung zukünftiger Zahlungsströme
Die Kapitalwertmethode berücksichtigt alle Einnahmen und Ausgaben der Investition über die gesamte Nutzungsdauer. Dieser Wert gibt an, ob die Investition über die Jahre einen Gewinn oder einen Verlust abwirft. Die Berechnung des Kapitalwerts erfordert die Abzinsung zukünftiger Zahlungsströme, da zukünftige Einnahmen oder Einsparungen aufgrund von Inflation und entgangenen Zinsen weniger wert sind als heute.
In allen Szenarien ergibt sich ein negativer Kapitalwert, d.h. die zusätzlichen Stromkosten übersteigen die Einsparungen durch die reduzierte Gasheizung. Damit ist die Investition unwirtschaftlich. Eine Wirtschaftlichkeit könnte nur erreicht werden, wenn die Gaspreise stark steigen oder die Strompreise sinken. Diese Annahmen sind jedoch langfristig nicht realistisch, so dass das System in der derzeitigen Konfiguration nicht wirtschaftlich ist.
CO₂-Einsparungen und Umweltaspekte
Die Reduktion der CO₂-Emissionen ist ein Vorteil der Infrarotheizung, da weniger fossiles Erdgas verbrannt wird und somit weniger Emissionen entstehen. Im konkreten Beispiel von Szenario 1 beträgt die Einsparung ca. 79,59 kg CO₂ pro Jahr. Der Effekt wird jedoch durch den Stromverbrauch der Infrarotheizung gemindert, da der Strommix in Deutschland noch nicht vollständig klimaneutral ist. Würde der Strom ausschließlich aus erneuerbaren Energien stammen, könnte die Infrarotheizung die CO Die tatsächlichen Einsparungen sind jedoch begrenzt, solange nicht dauerhaft klimaneutraler Strom verwendet wird.
Neben der CO₂-Bilanz ist der Einsatz von erneuerbaren Energien oder selbst erzeugtem Solarstrom eine Möglichkeit, den ökologischen Nutzen der Infrarotheizung zu erhöhen. Bei einem hybriden Heizsystem könnte ein weiterer Vorteil darin bestehen, dass die konventionelle Heizung weniger ausgelastet wird und sich dadurch deren Lebensdauer verlängert.
Zusammenfassung
Die Wirtschaftlichkeitsbetrachtung einer Infrarotheizungsunterstützung zeigt, dass die laufenden Kosten den Nutzen durch die Erdgaseinsparung übersteigen. Zwar können durch den reduzierten Einsatz der Gasheizung moderate Einsparungen erzielt werden, die hohen Stromkosten der Infrarotheizung heben diesen Vorteil jedoch wieder auf. Die für die Wirtschaftlichkeit relevanten Faktoren wie sinkende Strompreise oder steigende Gaspreise zeigen derzeit keine ausreichenden Tendenzen, um die Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Die Investition in eine Infrarotheizung als Zusatzheizung ist daher aus wirtschaftlicher Sicht nicht zu empfehlen.
Zusammenfassend lässt sich sagen: Für Haushalte, die auf klimaneutralen Strom umsteigen und deren Gaspreise überdurchschnittlich steigen, könnte das System langfristig attraktiv werden. Bei der derzeitigen Preisstruktur bleibt die Anlage jedoch nur für spezielle Nischenanwendungen interessant.
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