Vereinbarkeit von Familie und Beruf – Stress, lass nach!
Kinder haben und weiter berufstätig sein – das sollte kein Gegensatz sein. Viele Firmen haben längst begriffen, dass sie zur Arbeitnehmerfreundlichkeit und zur Fachkräftesicherung einiges beitragen können.
Am Vormittag war Ramona Rippegathers Sohn in der Schule gut aufgehoben. Am Nachmittag sollte sich eine Tagesmutter um den Jungen kümmern, bis seine Mutter von der Arbeit kommt. Die 26-Jährige steckte mitten in ihrer Ausbildung zur Kauffrau für Büromanagement bei der ITZ Rhein/Maas GmbH in Mönchengladbach. So viel zur Theorie. „Leider war die Tagesmutter sehr unzuverlässig. Immer wieder wurde ich angerufen, weil sie meinen Sohn nicht abgeholt hat“, berichtet Rippegather. Die Situation war extrem belastend für die junge Mutter. „Jeder, der Kinder hat, kann sich vorstellen, dass meine Gedanken ständig bei meinem Sohn waren. Ich habe mir permanent Sorgen gemacht, ob er gut versorgt ist“, so die alleinerziehende Mutter. Der emotionale Stress hatte auch Auswirkungen auf ihre Arbeit: Sie war unkonzentriert und kaum noch belastbar.
Schließlich hat Geschäftsführerin Heike Grünert das Gespräch mit ihrer Auszubildenden gesucht. „Wir pflegen einen engen Kontakt zu unseren Mitarbeitern. Wenn es ein Problem gibt, suchen wir gemeinsam nach einer Lösung“, sagt sie. In diesem Fall wurde die Lösung im Gespräch mit der IHK Mittlerer Niederrhein gefunden: die Ausbildung in Teilzeit. Das Modell ist bei den Unternehmen vielfach noch unbekannt, obwohl die Teilzeitausbildung schon seit 2005 möglich ist. Stephan Mundt aus dem Bereich Aus- und Weiterbildung der IHK: „Es kommt immer wieder vor, dass Unternehmen und ihre Auszubildenden während der Ausbildung in eine Situation geraten, die eine Reduzierung der Arbeitszeit nötig macht. Meist ist das der Fall, wenn in der Ausbildung Nachwuchs kommt oder auch die Pflege eines Angehörigen notwendig wird.“ Die Unternehmen seien dann zwar generell nicht gegen die Ausbildung in Teilzeit. Doch von vornherein böten die wenigsten diese Möglichkeit. Laut IHK seien oft die Ängste vor vielen Fehlzeiten zu groß. Nur rund 120 von insgesamt etwa 13.000 Auszubildenden im IHK-Bezirk sind in Teilzeit angestellt. Für Ramona Rippegather war der Wechsel ein Glücksfall. Sie arbeitet nun noch 30 Stunden pro Woche, dafür aber wieder konzentrierter. Die Dauer der Ausbildung verlängert sich dadurch nicht.
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Quelle: IHK-Magazin, August 2017