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WFG Kreis Viersen » So funktioniert gesundes Bauen
Besuch auf der Baustelle "Blutbuche", bei der nach den Kriterien des gesunden Bauens gearbeitet wird. Foto: Manfred Falk, Agentur Falk

So funktioniert gesundes Bauen

Beispiel aus der Praxis: Das Holz-Glas-Haus „Blutbuche“ in Nettetal

„Gesundes Bauen“ ist das Gebot der Stunde. Aber wie funktioniert das in der Praxis? Das stellte das Projekt „Healthy Building Network“ jetzt in Nettetal vor. Bei einem Baustellenbesuch lernten Vertreter der Baubranche den Neubau eines Holz-Glas-Hauses in Nettetal-Schaag kennen.

Solche Best-Practice-Beispiele wie der Holz-Glas-Neubau in Nettetal gehören dazu, um das Bewusstsein für gesundes Bauen zu schärfen und Bauweisen zu entwickeln, die einer modernen Kreislaufwirtschaft entsprechen. Das Interesse ist groß: In Nettetal ließen sich rund 70 Vertreter vom Architekten bis zum Baustoffhändler über das Konzept des Gebäudes informieren.

Das Nettetaler Projekt trägt den Namen „Blutbuche”. Gemeinsam mit dem Architekten Werner Grosse haben Anthoula Kapnidou (Innenarchitektin) und Birgit Hilgenfeld (Heilpraktikerin) ein Low-Tec Haus konzipiert, das den als Naturdenkmal ausgewiesenen Baum in die Pläne einschließt. Die Blutbuche steht vor dem Haus, das Gebäude quasi „verkehrt“ herum: Der Haupteingang liegt im hinteren Bereich. Jemand, der die Straße entlanggeht, sieht zunächst einmal das Naturdenkmal und erst später das Haus. Das Gebäude berücksichtigt zu großen Teilen die Prinzipien des gesunden Bauens und der Kreislaufwirtschaft. Es soll sich durch den Einsatz natürlicher Materialien positiv auf die Gesundheit und die heilsamen Kräfte des Körpers auswirken. Mit der Bauweise soll der Bauherr auch unabhängig von preislichen Marktschwankungen auf dem Energiesektor sein.

Vor Ort konnten sich die Vertreter der Baubranche über Pläne und Bauweise austauschen. So geht es darum, natürliche Ressourcen zu schonen, einen Klimaaustausch ohne Technik über Luftzirkulation zu erzeugen, für eine gute Akustik zu sorgen und Wärmeenergie zu speichern. Verwendet wurde nur unbehandeltes Holz. Dabei wurde auf eine patentierte Bauweise mit Sechseck-Hölzern zurückgegriffen, die durch Holzdübel verbunden werden. So kommt man ohne Leim und Metall aus. Probleme mit Insektenbefall werden nicht erwartet; diese gibt es nur bei feuchtem Holz. Das bei diesem Bau verwendete Holz ist allerdings unbehandelt.

Verbaut wurden circa 80 Kubikmeter Holz. Dies entspricht einer CO2-Einsparung von rund 80 Tonnen. Diese Menge Holz wächst in Deutschland in etwa 19 Sekunden nach. Durch den hohen Vorfertigungsgrad konnte der Baukörper in nur etwa zehn Tagen errichtet werden.

Die in Nettetal angewendete Bauweise ist auch für Büro- und Gewerbegebäude denkbar. In dieser Technik wurde auch auch bereits Altentagesstätten und Schwimmhallen realisiert.

Keine Probleme habe es bei Bauantrag und Genehmigung gegeben, erklärte Innenarchitektin Kapnidou, und die Baukosten seien vergleichbar mit denen bei einer herkömmlichen Bauweise. Das Projekt soll Mut machen und andere dazu inspirieren, auch regional neue Wege zu gehen. So wurde in Nettetal Wert gelegt auf die Beteiligung regionaler Firmen. Das entspricht dem Gedanken des Projekts Healthy Building Network: Die Branche soll das Bewusstsein für gesundes Bauen entwickeln und so zu einer Modellregion werden.