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WFG Kreis Viersen » Mehr Tierwohl kostet auch mehr Geld
Professor Dr. Friedhelm Jaeger, Theo Lenzen, Christoph Leiders, Hans-Peter Katz, Bernhard Conzen und Thomas Genfeld (v. l.) bei der Veranstaltung „Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen im Bereich Tierhaltung auf die Zukunft der Landwirtschaft".

Mehr Tierwohl kostet auch mehr Geld

Theo Lenzen, Agrarberater der Wirtschaftsförderungsgesellschaft (WFG) für den Kreis Viersen, geht davon aus, dass die landwirtschaftliche Tierhaltung sich verändern und verkleinern wird. Bei einer Veranstaltung zum Thema „Auswirkungen der aktuellen Entwicklungen im Bereich Tierhaltung auf die Zukunft der Landwirtschaft“ in Mönchengladbach im Rahmen des Projekts „Schwein haben“ unterstrich Lenzen als Experte auf dem Podium, dass Nachhaltigkeit und Tierwohl, noch mehr als bisher schon, in den Fokus genommen werden wird.

Er ist überzeugt, dass unsere Landwirte, aufgrund ihrer durchweg sehr hohen unternehmerischen Qualifikation, auch diese Herausforderungen der Zukunft an die Wirtschaftlichkeit unserer regionalen Tierhaltung meistern werden.

Auf Einladung des KAB-Diözesanverbandes Aachen als Träger des Projekts diskutierten rund 60 Teilnehmer die Thematik. Die meisten von ihnen sind gegen eine Industrialisierung und Intensivierung der Landwirtschaft, für eine begrenzte Produktion in der Tierhaltung, für „Klasse statt Masse“, ein ausgewogenes Preis-Leistungs-Verhältnis, angemessene Entlohnung der Erzeuger und Aufwandsentschädigung sowie regional statt global, hatte eine Befragung ergeben. Doch ein Umbau der Schweinezucht in Richtung zu mehr Tierwohl und Nachhaltigkeit könne nur durch die Gesellschaft getragen werden, sagte Bernhard Conzen, Präsident Rheinischer Landwirtschafts-Verband (RLV). Die Landwirte stünden im internationalen Wettbewerb; ohne eine staatliche Förderung könnten sie die Kostensteigerungen nicht stemmen.

„Die Gesellschaft bekommt die Landwirtschaft und Tierhaltung, die sie verdient. Sie muss sich fragen, was ihr eine extensive Landwirtschaft wert ist“, sagte Thomas Genfeld, Landwirt aus Schwalmtal mit konventioneller Schweinezucht, als einer der Fachleute auf dem Podium. Denn viele Konsumenten bekunden, dass sie dafür sind, dass die Erzeuger in der Landwirtschaft angemessen entschädigt werden sollten, zahlten dann aber doch den günstigeren Preis an der Ladentheke. Die Biovermarktung stecke in der größten Krise, seit es Bio gebe, erklärte Christoph Leiders, Biolandwirt vom Stautenhof in Willich-Anrath: „Nachhaltigkeit spielt keine Rolle mehr.“

Auch die Politik sei in der Pflicht, finanzielle Unterstützung der Landwirte zu leisten, um ihr Überleben zu sichern, betonte Professor Dr. Friedhelm Jaeger, Ministerialrat für Tierschutz, Tiergesundheit und Tierarzneimittel aus dem NRW-Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft: „Wenn ich mehr Tierwohl als Gesellschaft will, muss ich bereit sein, einen Gesellschaftsvertrag einzusetzen und Steuergelder nehmen sowie mehr selbst als Konsument zahlen.“


Info:

Das Projekt „Schwein haben“ wird getragen von der Katholischen Arbeitnehmer Bewegung in Kooperation mit den Katholikenräten Heinsberg und Mönchengladbach. Gefördert wird es durch die Stiftung Umwelt und Entwicklung.

Ziel des Projekts: Mit Veranstaltungen und Diskussionen Informationen liefern für die Meinungsbildung rund um das Thema Schweinehaltung,