
„Restströme“: WFG-Fachmann zum großen Potenzial von Insekten
Die Diskussion rund um „Mehlwurm-Pulver im Brötchen“ vor dem Hintergrund einer entsprechenden Erlaubnis in der EU hat jüngst für Schlagzeilen gesorgt. Dabei stellen sich viele Verbraucherinnen und Verbraucher die Frage, warum seit einigen Jahren überhaupt über Insekten im Nahrungsmittelbereich (für Mensch und Tier) nachgedacht wird. Antworten darauf hat WFG-Agrarfachmann Theo Lenzen: „Die eingesetzten Proteine in der Tierernährung sind zu einem sehr großen Anteil importierte pflanzliche Protein, im wesentlichen Soja – mit den bekannten Problemen für die Natur und das Klima“, erklärt er.
Tierische Proteine für diese Einsatzzwecke stammen im Wesentlichen aus der Fischproduktion. „Insektenprotein ist aufgrund der wertvollen Aminosäure-Muster eine hochinteressante Alternative vor allem zum tierischen Protein – ideal für die sensible Ernährung von Jungtieren.“ Perspektivisch sei eine wachsende Weltbevölkerung ohne alternative neue Proteinquellen kaum denkbar, meint Lenzen. „Aus diesen Tatsachen resultieren die Entwicklungen, wie wir sie unter anderem am Beispiel des Mehlwurm-Pulvers sehen.“
Das hat laut Lenzen auch Bedeutung für die hiesige Region. „Dabei geht es vor allem um die große Verfügbarkeit von sogenannten Restströmen aus der Lebensmittelverarbeitung und damit auch aus der Landwirtschaft.“ Gemeint sind unter anderem nicht für den Handel geeignetes Gemüse sowie Brot, Milch und „Biertreber“ (Braumalz-Rückstände). Diese Stoffe „schmecken“ Insektenlarven besonders gut. „Damit lassen sich Restströme optimal nutzen, und das in einem unschlagbar nachhaltigem Produktionsprozess.“ Aktuell sei die Restströme-Verwertung häufig nur – deutlich weniger effektiv – im Bereich Energiegewinnung möglich.
Durch die Insektenfütterung aber wird aus diesen Stoffen hochwertiges Protein. Und nicht nur das: Der sogenannte „Fraß“ (Kot) der Larven ist als Pflanzendünger sehr geschätzt. „Hier schließt sich ein weiterer Kreislauf für die Region und den für die Gesellschaft so wichtigen landwirtschaftlichen Bereich“, sagt Lenzen.
Die WFG greift das Thema an verschiedenen Stellen auf und treibt es auch aktiv voran, unter anderem mit Partnern wie dem Netzwerk Agrobusiness Niederrhein, Unternehmen und wissenschaftlichen Institutionen. So hat die Hochschule Rhein-Waal gerade einen Projektantrag gestellt für einen wissenschaftlichen Fütterungsversuch an Legehennen mit der Larve der Schwarzen Soldatenfliege. „Bereits abgeschlossen ist eine von uns begleitete Masterarbeit einer Mitarbeiterin von Mars zum Thema ,Potenziale der Verwendung von Restströmen der Lebensmittelindustrie’“, so Lenzen.
Wir sind von der stetig wachsenden Relevanz einer durchdachten Kreislaufwirtschaft für unsere Region fest überzeugt“, sagt WFG-Geschäftsführer Dr. Thomas Jablonski. „Die logischen Folgen sind ein enormes Entwicklungspotenziale für vorhandene gewerbliche Strukturen einerseits und interessante Gründungsmöglichkeiten für neue Unternehmen andererseits.“ Die WFG werde daher an dem Thema dranbleiben und es weiter forcieren.
Ansprechpartner für interessierte Unternehmen und Institutionen ist Theo Lenzen, zu erreichen unter 02162 / 8179-146, theo.lenzen@wfg-kreis-viersen.de.